
Infos zum Buch:
AutorIn: Martin Schäuble
Titel: Cleanland
Format: Hardcover
Genre: Science Fiction
Umfang: 208 Seiten
Verlag: Fischer KJB
Empfohlen ab: 12 Jahren
Erscheinungstermin: 07. Oktober 2020
Preis Buch: 14,00 €
Preis eBook: 12,99 €
ISBN-13: 978-3737342575
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*S. Fischer Verlage*
Inhalt
Eine große Pandemie hat dazu geführt, dass die Menschen sich zu ihrer eigenen Sicherheit in Cleanland abschotten. Hier gelten die Regeln der GaR – die fünf Gesetze der absoluten Reinheit. Man verlässt seine Wohnung mit einem Protector, einem Anzug, der vor anderen Menschen und deren Viren und Bakterien abschirmen. Zur eigenen Sicherheit hat man nur noch Kontakt zu einer registrierten Kontaktperson, die Wohnung wird jede Nacht von so genannten Cleanern desinfiziert und vieles mehr. In dieser Welt lebt Schilo und sie hält sich an die GaR, alleine schon, weil ihre Mutter beim Ministerium für Reinheit arbeitet. Doch dann lernt sie den Cleaner Toko kennen und ihre registrierte Kontaktperson Samira gerät in Schwierigkeiten und Schilo beginnt nachzudenken.
Meine Meinung
Ein Buch dessen Klappentext mich neugierig machte: Intrigen, Mafia, Vatikan und alles miteinander verwickelt klang schon unheimlich spannend. Der Einstieg gestaltete sich allerdings als nicht ganz so leicht, da hier doch eine Menge Personen und Schauplätze auf den Leser einstürmen. Das legt sich dann aber im Laufe des Buches und nach und nach erhält man einen besseren Durch- und Überblick.
Der achte Kreis ist der erste Teil einer neuen Reihe rund um Ishikli Caner und man spürt, dass hier noch einiges mehr passieren wird, bzw. noch nicht verraten wurde. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und fesselnd und Gravenbach versteht es sehr gut, seinen Worten so viel Leben einzuhauchen, dass man beim Lesen den Eindruck hat, einen Actionfilm zu schauen. Es geht hier um Mord, Intrigen, Lügen, all das verursacht durch den Vatikan und Beweise dafür befinden sich auf einem Datenträger. Kein Wunder also, dass hier von allen möglichen Seiten versucht wird, an den Datenträger heranzukommen.
Erzählt wird die Handlung durch einen neutralen Erzähler aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei stehen hauptsächlich die Ermittler Roth und Freudensprung, Caner und ein Kardinal im Vordergrund, aber auch weitere Perspektiven werden mit integriert. Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Grundzüge der Handlung als glaubwürdig und vorstellbar halte.
Durch all diese unterschiedlichen Perspektiven fehlte mir insgesamt ein wenig Tiefgang bei den Charakteren. Natürlich gibt es ja noch genügend Raum in folgenden Bänden die Charaktere weiterzuentwickeln, so dass ich das in diesem Fall nicht als negativ bewerte, trotzdem gab es doch das ein oder andere bekannte Ermittlerklischee. Dem gegenüber steht dann Caner, die, bis auf das kleine Detail eine Auftragsmörderin zu sein, fast schon Superkräfte hat. Trotzdem fand ich die Charaktere interessant und konnte sie mir genügend vorstellen, um der Geschichte Leben einzuhauchen.
Ich muss mich erst einmal ein wenig sammeln, um meine Gedanken zu diesem Buch zusammenzubekommen, denn im Grunde hat Martin Schäuble hier konsequent weitergedacht, wie es wäre, wenn Menschen für ihre Sicherheit ihre Freitheiten aufgeben würden. Der Autor schreibt sehr mitreißend und spannend und die gesamten Ideen rund um die absolute Reinheit fand ich nicht nur spannend und interessant, sondern auch absolut erschreckend. Ich konnte Cleanland direkt vor mir sehen und hatte bei so manch einer Aussage Gänsehaut, allein der Gruss – Achte die GaR und die Erwiederung: Bleiben sie gesund stimmten mich schon nachdenklich.
Insgesamt fand ich das Thema richtig spannend und auch super umgesetzt, allerdings kratzt Martin Schäuble leider nur an der Oberfläche. Diese wirklich guten Ideen hätten noch in alle möglichen Richtungen ausgeholt und intensiviert werden können. Vor allem was die Charaktere, aber auch das Gegenteil von Cleanland, die Sicklands angeht, hätte ich mir hier viel mehr gewünscht. Hier bleibt auf jeden Fall vieles meiner eigenen Fantasie überlassen und ich hätte gerne vieles mehr noch in Erfahrung gebracht.
Nichtsdestotrotz fand ich die Geschichte rund um Schilo von der ersten Seite an spannend und ich bleibe auch selber, wie so oft in letzter Zeit, mit der Frage zurück, inwieweit der Mensch wirklich in der Lage wäre, seine Freiheit für seine Sicherheit aufzugeben. So ein Leben, wie es hier beschrieben wird, möchte ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen müssen.
Schilo ist die Protagonistin und Ich-Erzählerin der Geschichte und sie war noch ein kleines Kind, bevor die Pandemie die Menschen dazu brachte, sich wie in Cleanland zu verhalten. Für sie ist es völlig normal, vor dem Betreten einer Wohnung desinfiziert zu werden und sich in Quarantäne zu begeben, wenn ihr Sicherheitsanzug, ihr Protector, einen Riss am Knie hat. Ich habe häufig entsetzt den Kopf geschüttelt, wenn ich ihr roboterartiges Leben betrachtet habe, doch für Schilo ist es so richtig, sie kennt es einfach nicht anders. Samira, ihre registrierte Kontaktperson, wächst ein bisschen anders auf, leider bleibt sie hier, wie auch der Rest der Charaktere, zu oberflächlich. Über Samira und ihre Gedanken hätte ich gerne mehr erfahren, genauso über Schilos Oma und über Toko. Sie tauchen als Nebencharaktere auf, bleiben aber sehr farblos und ich konnte mich nicht in sie versetzen.
Mit seinem Schreibstil und mit seinen, teilweise wirklich erschreckenden Ideen, konnte mich Martin Schäuble durchaus packen und überzeugen, leider bleibt das gesamte Thema drumherum zu oberflächlich, was ich sehr schade finde. Für mich hätte der Autor auch den Nebencharakteren mehr Leben geben müssen, genauso wie dem Gegenpart zu Cleanland, den Sicklands. So bleibe ich doch mit so einigen Fragen zurück. Sehr kurzweilig und fesselnd und der Autor versetzt einen direkt in die Cleanlands, doch drumherum bleibt mir zu vieles unausgesprochen.