
Infos zum Buch:
AutorIn: Jo Nesbø
Titel: Ihr Königreich
Originaltitel: Kingdom
ÜbersetzerIn: Günther Frauenlob
Format: Hardcover
Genre: Kriminalroman
Umfang: 592 Seiten
Verlag: Ullstein Verlag
Erscheinungstermin: 02. September 2020
Preis Buch: 24,99 €
Preis eBook: 19,99 €
ISBN-13: 978-3550050749
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*Ullstein Verlag*
Inhalt
Auf einem abgeschiedenen Hochgebirgshof in Norwegen wachsen die Brüder Roy und Carl auf. Schon in jungen Jahren mussten sie lernen, ihren äußerst rauen Vater zu beweisen, dass sie keine Schwächlinge sind. Als die Eltern bei einem Unfall sterben, geht Carl fort von Os, dem kleinen Dorf, zu dem der Hof gehört. Fünfzehn Jahre später kehrt er zurück nach Os, zurück zu seinem großen Bruder Roy, gemeinsam mit seiner Frau und in der Tasche hat er ganz große Pläne für den kleinen Ort. Als die Polizei erneut Ermittlungen zu einem alten Fall aufnehmen, ist Roy beunruhigt. Ausserdem zieht ihn die Frau seines Bruders mehr an, als er zugeben möchte und schon bald darauf sind die Brüder Rivalen.
Meine Meinung
Ein Buch dessen Klappentext mich neugierig machte: Intrigen, Mafia, Vatikan und alles miteinander verwickelt klang schon unheimlich spannend. Der Einstieg gestaltete sich allerdings als nicht ganz so leicht, da hier doch eine Menge Personen und Schauplätze auf den Leser einstürmen. Das legt sich dann aber im Laufe des Buches und nach und nach erhält man einen besseren Durch- und Überblick.
Der achte Kreis ist der erste Teil einer neuen Reihe rund um Ishikli Caner und man spürt, dass hier noch einiges mehr passieren wird, bzw. noch nicht verraten wurde. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und fesselnd und Gravenbach versteht es sehr gut, seinen Worten so viel Leben einzuhauchen, dass man beim Lesen den Eindruck hat, einen Actionfilm zu schauen. Es geht hier um Mord, Intrigen, Lügen, all das verursacht durch den Vatikan und Beweise dafür befinden sich auf einem Datenträger. Kein Wunder also, dass hier von allen möglichen Seiten versucht wird, an den Datenträger heranzukommen.
Erzählt wird die Handlung durch einen neutralen Erzähler aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei stehen hauptsächlich die Ermittler Roth und Freudensprung, Caner und ein Kardinal im Vordergrund, aber auch weitere Perspektiven werden mit integriert. Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Grundzüge der Handlung als glaubwürdig und vorstellbar halte.
Durch all diese unterschiedlichen Perspektiven fehlte mir insgesamt ein wenig Tiefgang bei den Charakteren. Natürlich gibt es ja noch genügend Raum in folgenden Bänden die Charaktere weiterzuentwickeln, so dass ich das in diesem Fall nicht als negativ bewerte, trotzdem gab es doch das ein oder andere bekannte Ermittlerklischee. Dem gegenüber steht dann Caner, die, bis auf das kleine Detail eine Auftragsmörderin zu sein, fast schon Superkräfte hat. Trotzdem fand ich die Charaktere interessant und konnte sie mir genügend vorstellen, um der Geschichte Leben einzuhauchen.
Ich bin ein großer Fan von Nesbøs Harry Hole Reihe und ja, diese hat es mir auch jedes Mal aufs Neue angetan. Als ich entdeckte, dass ein neuer Krimi aus der Feder Nesbøs erscheint, war ich mehr als neugierig, was er hier in diesem Standalone geschaffen hat.
Allerdings kann ich gleich vorab sagen, dass sich dieses Buch in keinster Weise mit der Thrillerreihe rund um Hole vergleichen lässt. Vielmehr versucht Nesbø hier eine Mischung aus Familiendrama und Krimi zu verbinden, was zunächst noch sehr interessant klang. Eigentlich mag ich Nesbøs Schreibstil, der sich sonst immer sehr flüssig lesen lässt und auch hier ist es zumindest inhaltlich wieder einfach zu folgen.
Allerdings wird der Krimi hier über weite Teile ein Familiendrama. Der Autor lässt aus der Ich-Perspektive den älteren der beiden Brüder, Roy, erzählen. Er beschreibt die gegenwärtigen Ereignisse und gibt dabei immer wieder Einblicke, wie das Leben auf dem Hof einst war. Leider kam für mich dabei aber über ganz weite Teile des Buches keinerlei Spannung auf. Ich konnte weder zu den Brüdern Roy und Carl eine Beziehung aufbauen, noch konnten mich ihre Erlebnisse, die es wirklich in sich hatten, irgendwie fesseln. Ja, es war auf seine Art durchaus düster und hart, aber leider beim Lesen zu zäh. Zwar kommt hier nach und nach eine wirklich schockierende Geschichte hervor, die ich teilweise aber vorausgeahnt habe, aber insgesamt konnte mich diese leider nicht berühren. Erst zum Ende hin kam dann so etwas wie Spannung auf, aber bis dahin war es nicht leicht, durchzuhalten.
Erzählt wird die Geschichte von Roy Opgard, der hier aus seiner Sicht nicht nur das Geschehen erzählt, sondern auch die Personen um ihn herum. Roy ist kein unbeschriebenes Blatt, ganz im Gegenteil und ich hätte mir hier einfach viel mehr Tiefgang gewünscht, um diesen Charakter irgendwie besser greifen zu können. Er hat immer seinen kleinen Bruder Carl beschützt und verteidigt, ohne wirklich Rücksicht zu nehmen. Natürlich kann man sich hier auf Grund seiner Vergangenheit denken, warum er so ist, wie er ist, aber wirklich packen konnte mich das nicht. Desweiteren erleben wir hier weitere Charaktere des Ortes, aber auch da fehlte es mir, die Personen irgendwie fassen zu können.
Hätte nicht der Name des Autors auf dem Umschlag gestanden, hätte ich dieses Buch niemals mit Jo Nesbø in Verbindung bringen können, denn auch wenn sich die Geschichte inhaltlich leicht lesen ließ, blieb es für mich einfach nur zäh und ohne Spannung. Ich konnte mit keinem hier richtig mitfühlen, auch wenn es sich teils um sehr schockierende Erlebnisse handelte. Es kam einfach keine Atmosphäre auf und letzten Endes bin ich sehr enttäuscht. Wer etwas erwartet, dass man mit Hole vergleichen könnte, der wird hier, meines Erachtens, eher enttäuscht werden.