Neue schwedische Thrillerreihe – Löwenzahnkind von Lina Bengtsdotter

Löwenzahnkind Lina Bengtsdotter
Coverrechte: Penguin Verlag/Designer ©Foto Silke Tellers||World of Books and Dreams

Infos zum Buch: 

AutorIn: Lina Bengtsdotter
Titel: Löwenzahnkind
ÜbersetzerIn: Sabine Thiele
Originaltitel: Annabelle
Format: Paperback
Genre: Thriller
Umfang: 448 Seiten
Verlag: Penguin Verlag
Erscheinungstermin: 13. Mai 2019
Preis Buch: 13,00 €
Preis eBook: 9,99 €
ISBN-13: 978-3328103813

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*Penguin Verlag*

Inhalt

Im kleinen, schwedischen Ort Gullspång verschwindet die siebzehnjährige Annabelle spurlos. Trotz groß angelegter Suche findet sich keinerlei Spuren des Mädchens, weswegen zwei Ermittler aus der Hauptstadt angefordert werden. Charlie Lager und ihr Kollege Anders reisen an, doch was bisher niemand wusste, Charlies Verbindungen zu Gullspång sind tiefer, als gedacht. Denn Charlie selbst wuchs einst in der kleinen Stadt auf, in der schon damals jeder über jeden zu wissen glaubte und in dem es doch mehr Geheimnisse gibt. Charlie beginnt mit den Ermittlungen und je mehr sie gräbt, desto mehr gerät sie selber in ihre eigenen dunklen Geheimnisse der Vergangenheit.

Meine Meinung

Ein Buch dessen Klappentext mich neugierig machte: Intrigen, Mafia, Vatikan und alles miteinander verwickelt klang schon unheimlich spannend. Der Einstieg gestaltete sich allerdings als nicht ganz so leicht, da hier doch eine Menge Personen und Schauplätze auf den Leser einstürmen. Das legt sich dann aber im Laufe des Buches und nach und nach erhält man einen besseren Durch- und Überblick.
Der achte Kreis ist der erste Teil einer neuen Reihe rund um Ishikli Caner und man spürt, dass hier noch einiges mehr passieren wird, bzw. noch nicht verraten wurde. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und fesselnd und Gravenbach versteht es sehr gut, seinen Worten so viel Leben einzuhauchen, dass man beim Lesen den Eindruck hat, einen Actionfilm zu schauen. Es geht hier um Mord, Intrigen, Lügen, all das verursacht durch den Vatikan und Beweise dafür befinden sich auf einem Datenträger. Kein Wunder also, dass hier von allen möglichen Seiten versucht wird, an den Datenträger heranzukommen.
Erzählt wird die Handlung durch einen neutralen Erzähler aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei stehen hauptsächlich die Ermittler Roth und Freudensprung, Caner und ein Kardinal im Vordergrund, aber auch weitere Perspektiven werden mit integriert. Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Grundzüge der Handlung als glaubwürdig und vorstellbar halte.
Durch all diese unterschiedlichen Perspektiven fehlte mir insgesamt ein wenig Tiefgang bei den Charakteren. Natürlich gibt es ja noch genügend Raum in folgenden Bänden die Charaktere weiterzuentwickeln, so dass ich das in diesem Fall nicht als negativ bewerte, trotzdem gab es doch das ein oder andere bekannte Ermittlerklischee. Dem gegenüber steht dann Caner, die, bis auf das kleine Detail eine Auftragsmörderin zu sein, fast schon Superkräfte hat. Trotzdem fand ich die Charaktere interessant und konnte sie mir genügend vorstellen, um der Geschichte Leben einzuhauchen.

Thriller rund um verschwundene Mädchen gibt es ja zu Hauf, doch gerade schwedische Thriller mag ich sehr, allein durch die Atmosphäre, die sie ausstrahlen. Dementsprechend gespannt war ich auf den recht hochgelobten Debütthriller der Autorin Lina Bengtsdotter.
Schon der Einstieg fällt recht leicht, denn Bengtsdotter schreibt klar und direkt. Sprachlich also sehr angenehm zu lesen und ohne viel Blut vergießen zu lassen, ist dieses Buch auch für zartbesaitetere Leser eine spannende Lektüre.
Alles in allem bleibt der Spannungsbogen recht gleich, denn dieser Thriller hat viel mehr seinen Punkt auf die Psyche der Charaktere. Zwar ist es in erster Linie ein Ermittlerthriller, dieser lässt den Leser aber noch einige Einblicke auf diverse Aspekte, wie z. B. Vergangenheitsbewältigung, Perspektivenlosigkeit einer von einer Industrie abhängigen Gemeinde und die damit zusammenhängende Probleme der dort lebenden Teenager. All diese Punkte werden neben dem Vermisstenfall noch mit einbezogen und beleuchtet, somit bietet dieser Thriller also noch so einiges mehr, als die reine Suche nach dem verschwundenen Mädchen.
Lina Bengtsdotter wechselt immer wieder die Perspektiven, gibt Einblicke in die Gedankenwelt der Ermittlerin, aber auch in das Geschehen drum herum. Es folgen auch Rückblicke, die den Abend schildern, bevor Annabelle verschwand und Rückblicke noch weiter in die Vergangenheit. Hier spielen zwei Mädchen, Rosa und Alice, eine entscheidenen Rolle, allerdings bleibt der Zusammenhang hier recht lange unklar. Dafür sorgen all diese Zweige dafür, dass man gespannt miträtselt, was mit Annabelle geschehen ist und wer dafür verantwortlich sein kann.
Ermittlerin Charlie Lager ist auf den ersten Blick doch ein recht stereotypischer Charakter, zumindest, was Ermittler angeht. Sie kämpft mit dem Alkohol, in dem sie versucht, ihre Vergangenheit und die Gedanken daran zu ertränken. Auch mit der Männerwelt hat sie diverse Probleme. Trotzdem ist Charlie neben diesen etwas klischeehafter Beschreibungen eine interessante Persönlichkeit, die durch hohe Intelligenz und ihrem eigenen Kopf zu überzeugen weiß.
Neben Charlie sorgen viele weitere Nebencharaktere dafür, dass man immer wieder neue Ermittlungsansätze findet. Auch hier trifft man, teilweise, auf typische Charatkere, doch alle erhalten, für einen Thriller, doch recht viel Tiefgang. Besonders der Zweig der Vergangenheit, der sich um die beiden Mädchen Alice und Rosa drehte, war äußerst spannend und wurde zum Ende hin, logisch und mit einem Überraschungseffekt gelöst.

Alles in allem ein gelungenes Debüt der Autorin Lina Bengtsdotter, die mich mit ihrem guten Schreibstil schnell an die Seiten fesseln konnte. Die Atmosphäre und auch die Charaktere sind zwar recht typisch für einen Ermittlerthriller, doch dafür punktet die Autorin bei mir mit dem Tiefgang, den sie ihren Charakteren mitgibt. Ein guter und interessant zu lesender Thriller, den ich gerne empfehle.

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