Zwischen Wahn und Wahrheit – Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Coverrechte: Festa Verlag/Designer ©Foto Silke Tellers||World of Books and Dreams

Infos zum Buch: 

AutorIn: Shirley Jackson
Titel: Wir haben schon immer im Schloss gelebt
ÜbersetzerIn: Eva Brunner
Originaltitel: We have always lived in the castle
Format: Hardcover
Genre: Psychothriller, subtiler Horror
Umfang: 224 Seiten
Verlag: Festa Verlag
Erscheinungstermin: 21. Mai 2019
Preis Buch: 19,99 €
Preis eBook: 5,99 €
ISBN-10: 3453271300
ISBN-13: 978-3453271302
ASIN: B07K291D4L

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*Festa Verlag*

Inhalt

Gemeinsam mit ihrem kranken, an einem Rollstuhl gefesselten Onkel leben die Schwestern Mary Katherine, genannt Merricat, und Constance auf dem Anwesen ihrer Familie, den Blackwoods. Sechs Jahre ist nun her, dass die anderen Familienmitglieder vergiftet wurden. Damals wurde Constance beschuldigt, doch vor Gericht frei gesprochen. Trotzdem können die übrigen Familienmitglieder nicht in Ruhe leben, denn die Einwohner des Dorfes, an dessen Rand das Anwesen liegt, lassen nur allzu deutlich spüren, was sie von den Schwestern halten. Dann taucht ein Cousin der Familie auf, Charles, doch dessen Absichten zielen nur auf das Familienerbe hat, sehr zum Leidwesen Merricats.

Meine Meinung

Ein Buch dessen Klappentext mich neugierig machte: Intrigen, Mafia, Vatikan und alles miteinander verwickelt klang schon unheimlich spannend. Der Einstieg gestaltete sich allerdings als nicht ganz so leicht, da hier doch eine Menge Personen und Schauplätze auf den Leser einstürmen. Das legt sich dann aber im Laufe des Buches und nach und nach erhält man einen besseren Durch- und Überblick.
Der achte Kreis ist der erste Teil einer neuen Reihe rund um Ishikli Caner und man spürt, dass hier noch einiges mehr passieren wird, bzw. noch nicht verraten wurde. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und fesselnd und Gravenbach versteht es sehr gut, seinen Worten so viel Leben einzuhauchen, dass man beim Lesen den Eindruck hat, einen Actionfilm zu schauen. Es geht hier um Mord, Intrigen, Lügen, all das verursacht durch den Vatikan und Beweise dafür befinden sich auf einem Datenträger. Kein Wunder also, dass hier von allen möglichen Seiten versucht wird, an den Datenträger heranzukommen.
Erzählt wird die Handlung durch einen neutralen Erzähler aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei stehen hauptsächlich die Ermittler Roth und Freudensprung, Caner und ein Kardinal im Vordergrund, aber auch weitere Perspektiven werden mit integriert. Insgesamt muss ich sagen, dass ich die Grundzüge der Handlung als glaubwürdig und vorstellbar halte.
Durch all diese unterschiedlichen Perspektiven fehlte mir insgesamt ein wenig Tiefgang bei den Charakteren. Natürlich gibt es ja noch genügend Raum in folgenden Bänden die Charaktere weiterzuentwickeln, so dass ich das in diesem Fall nicht als negativ bewerte, trotzdem gab es doch das ein oder andere bekannte Ermittlerklischee. Dem gegenüber steht dann Caner, die, bis auf das kleine Detail eine Auftragsmörderin zu sein, fast schon Superkräfte hat. Trotzdem fand ich die Charaktere interessant und konnte sie mir genügend vorstellen, um der Geschichte Leben einzuhauchen.

Dieses Cover ist mal einfach nur der Hammer, es zog auf jeden Fall sofort meinen Blick auf sich und machte Gänsehaut.
Der Roman ist eine Neuauflage des Buches, dessen Erstveröffentlichung bereits im Jahre 1962 liegt. Aber ich kann nur sagen, dass der Inhalt nach wie vor aktuell ist und mir mit seinem subtilen Horror schaurige Lesestunden bereitet hat.
Shirley Jacksons Art zu schreiben klingt auf den ersten Blick sehr leicht, doch diese Autorin versteht es zu hundert Prozent, eine schauerliche Atmosphäre zu erzeugen. Dabei ist es weder blutig oder brutal, sondern von der ersten Seite an absolut beklemmend.
Das wirkt ganz besonders dadurch, dass hier die achtzehnjährige Merricat als Ich-Erzählerin beschreibt, was vor sich geht, aber auch ein wenig, was in ihr vorgeht.
Merricat ist eine absolut einmalige Figur, am Rande des Wahnsinns, wie es mir scheint, besessen von der übergroßen Liebe zu ihrer Schwester Constance, aber in ihrer eigenen Welt auf dem Anwesen der Familie durchaus glücklich. Je mehr ich von Merricat las, desto mehr war ich von ihrer Figur gleichermaßen fasziniert und verstört. Ich bin mir selbst nach dem Beenden des Buches nicht sicher, was real war und was nicht. War Merricat real? Constance? Das Leben auf dem Schloss an für sich? Definitiv ist das ein Buch, das ich ein zweites Mal lesen werde, denn ich habe immer noch das Gefühl, dass mir etwas fehlt und doch ist alles gesagt.
Constance lebt völlig zurückgezogen auf dem Anwesen, das Anwesen, das hier Schloss genannt wird. Doch ist dieses Schloss schon mehr eine Metapher für das gefangen sein, sowohl in dem zu Hause als auch in sich selbst.
Neben den beiden merkwürdigen Schwestern darf der Leser auch einen Blick auf deren Onkel Julian werfen. Aber auch dieser ist anders, immer noch brütet er über Aufzeichnungen zu dem, was damals im Schloss wirklich geschah. So bekommt auch der Leser immer mehr von der Vergangenheit mit.
Letzten Endes kommt es, wie es kommen muss, als Cousin Charles, der Unsympath schlechthin, auftaucht. Aber eigentlich möchte ich da gar nicht zu viel zu verraten, denn man muss diese Stimmung eigentlich am eigenen Leib erleben.

Ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen, gut, es hat auch nur etwas über 200 Seiten, aber ich wurde allein durch diese beklemmende, bedrückende Stimmung durch die Seiten getrieben. Ich bin fasziniert von der Zeichnung der Figuren, von dem subtilen Grauen, das einen überkommt, wenn man der Gedankenwelt Merricats folgt. Für Liebhaber des subtilen Psychothrillers ist dieses Buch perfekt. Nein, dieses Buch lebt nicht von Action und Blut, doch wer hier genau liest, der wird schnell vom kalten Grauen gepackt.

2 Gedanken zu „Zwischen Wahn und Wahrheit – Wir haben schon immer im Schloss gelebt von Shirley Jackson

  1. Nicole Antworten

    Hallo Silke,

    das Buch hatte ich schon im Blick, weil ich jetzt erst “Spuk in Hill House” gelesen habe. Naja, dann wandert’s nun definitiv auf die WL. Blut und Action muss ohnehin nicht sein, das kalte Grauen ist mir lieber.

    Liebe Grüße,
    Nicole

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo Nicole,

      ich glaube, dass das Buch auch genau das richtige für dich sein wird. Das habe ich schon beim Lesen gedacht: “genau das richtige Buch für Nicole”. ;)

      Hier ist das ganze Geschehen sehr subtil und psychologisch richtig gut ausgearbeitet. Ich muss dieses Buch nochmal lesen, um mir das ganze noch einmal näher anzuschauen. Also die Umsetzung hat mich schwer beeindruckt.

      Spuk in Hill House steht hier auch schon bereit. Hast du das schon gelesen?

      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
      Silke

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