[Rezension] Sophies Tagebuch von Nicolas Remin

Coverrechte: Rowohlt Verlag ©Foto Silke Tellers||World of Books and Dreams

Infos zum Buch:  

AutorIn: Nicolas Remin
Titel: Sophies Tagebuch
Format: Hardcover
Genre: Roman/Familienroman
Umfang: 416 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag
Erscheinungstermin: 23. Oktober 2018
Preis Buch: 20,00 €
Preis eBook: 16,99 €
ISBN-10: 3463406950
ISBN-13: 978-3463406954
ASIN: B07CNDZ12B

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*Rowohlt Verlag*

Inhalt

Die Lehrerin Erika zur Linde wird mitten im Unterricht von der Haushälterin ihres Vaters angerufen. Scheinbar geht es dem älteren Herren nicht gut. Doch als Erika im Haus ihres Vaters ankommt, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass ihr Vater sich das Leben genommen hat. Vier Tage zuvor erreichte ihn ein Brief aus Amerika, der sehr mysteriös klang. Hängt der Selbstmord mit diesem Brief zusammen? Als Erika beim Durchstöbern des Nachlasses das Tagebuch ihrer Mutter findet, beginnt sie in diesem nach der Vergangenheit zu suchen. Dabei stösst sie auf eine Geschichte, die sie niemals vermutet hätte. Ihre Mutter lernte kurz nach ihrer Hochzeit mit Ulrich zur Linde vor dem zweiten Weltkrieg Dr. Auerbach kennen, einen Juden. Diesen soll sie in ihrem Haus versteckt haben. Doch was hat das alles mit dem Brief aus Amerika und ihrem Vater zu tun?

Meine Meinung

Bücher, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges oder um diese Zeit herum spielen, finde ich immer sehr spannend und so war ich schnell neugierig auf die Geschichte hinter Sophies Tagebuch. Da dieses Buch sogar auf zwei Zeitebenen spielt, darf der Leser hier auch, zumindest ansatzweise, auch mehr über die Zeit des Berliner Mauerfalls erfahren. Zwei wichtige Ereignisse der deutschen Geschichte in einem Band werden hier also einfliessen.
Der Einstieg ist gleich sehr spannend, so dass man sehr schnell in die Geschichte hineinfindet. Der Schreibstil liest sich flüssig und die Sprache ist direkt und schnörkellos. Man hat hier den Eindruck, dass die Worte sehr sorgfältig gewählt wurden und nicht eines davon zuviel ist und trotzdem ist die Atmosphäre sehr dicht, als wäre man direkt bei den Ereignissen dabei.
Dieses Gefühl erhält man zum einen auch dadurch, dass man die Vergangenheit durch das Sophie zur Lindes Tagebuch erhält. Dieses bietet auch dem Leser einmal eine ganz andere Sicht auf die Ereignisse, denn Sophie ist naiv, jung und scheint gar nicht wirklich zu verstehen, was da wirklich um sie herum geschieht. Aber auch der Part in der Gegenwart, der in Berlin im Jahre 1989 spielt, ist sehr lebendig. Erika zur Linde ist auf den Spuren der Vergangenheit und genau wie der Leser hat auch Erika keine Ahnung, was in der Vergangenheit passiert ist und auch der mysteriöse Brief aus Amerika und der Fremde dahinter, macht neugierig. Nur nach und nach ergeben all die kleinen Puzzleteile ein Gesamtbild und immer wieder gab es Momente, die mich überrascht haben. Das Buch aus der Hand zu legen fiel hier gar nicht so leicht.
Aus unterschiedlichen Perspektiven führt ein dritter Person Erzähler durch die Ereignisse. Während das Tagebuch in der Ich-Form gehalten wird und Sophies Perspektive und Erlebnisse schildert, erfahren wir in der Gegenwart hauptsächlich aus Erikas Perspektive, was sich ereignet, aber auch Paul Singer, der fremde Briefschreiber bekommt seinen Part.
Die Charaktere der Geschichte lernt man so nach und nach kennen und die beiden wichtisten Figuren sind Sophie und ihre Tochter Erika. Sophie lernt man, da sie zur Zeit der Haupthandlung bereits verstorben ist, nur anhand ihres Tagebuches kennen. Doch das wirkt völlig frei und unverfälscht, so dass man sich einen sehr guten Eindruck von ihr machen kann. Allerdings war sie mir nicht immer sympathisch, sie ist durch und durch naiv und scheint sich in keinster Weise bewusst, was der Krieg, aber auch die Verfolgung der jüdischen Mitbürger um sie herum wirklich bedeutet. Manches Mal bracht sie mich zum Kopf schütteln, aber so nach und nach wird auch Sophie erwachsen. Erika zur Linde ist Französischlehrerin, dicke Brillengläser, langweiliger Kleidungsstil und auch sonst wirkt sie durch und durch unscheinbar. Doch während des Lesens des Tagebuches ihrer Mutter verändert sie sich immer mehr und scheint, auch aufgrund ihrer Nachforschungen, über sich hinauszuwachsen. Während um sie herum in Berlin sich alles immer mehr in Richtung Mauerfall bewegt, scheint sie dieses nur am Rande zu erleben, denn sie ist völlig in den vergangenen Ereignissen und mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigt. Neben diesen beiden Frauen gibt es natürlich noch einige weitere Personen, die sehr interessant sind, wie z. B. Frau Spielrein oder Ulrich zur Linde, Dr. Auerbach oder Axmann. Jeder einzelne ist authentisch und auch wenn man einen Teil von ihnen nur anhand der Beschreibungen kennenlernt, kann man sie sich sehr gut vorstellen.

Mein Fazit

Diese Geschichte ist wirklich sehr interessant und spannend und ich bin hier tief versunken in der Vergangenheit. Ich habe gerade bei dieser Rezension wieder einmal das Gefühl, noch lange nicht auf alle Punkte eingegangen zu sein und doch möchte ich einfach nicht zu viel verraten. Wer Familienromane auf verschiedenen Zeitebenen und dazu noch interessante historische Ereignisse der deutschen Geschichte mag, wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Lediglich Sophie ging mir mit ihrer Art ein wenig auf die Nerven, doch sie verkörptert perfekt, wie es sein konnte, dass so viele behauptet haben, dass sie nicht ahnten, was um sie herum geschah. Sehr lesenswert!

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