Interview mit Thrillerautor Linus Geschke

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, durfte ich für den Edel Verlag den neuen Thriller des Autors Linus Geschke lesen. Aber ich durfte auch ein Interview mit dem Autor führen und freu mich riesig, euch heute dies zeigen zu dürfen.


Über Linus Geschke:

© Privat

Der
1970 geborene Kölner Autor Linus Geschke hatte schon immer ein Faible für
ungeklärte Kriminalfälle: Bereits seine Abschlussarbeit beim
Journalistikstudium hatte die sogenannte „Dritte Generation“ der RAF (Rote
Armee Fraktion) zum Thema, deren Taten bis heute viele offene Fragen
zurückgelassen haben.

Diese
Leidenschaft für das Mysteriöse und Ungeklärte spiegelt sich auch in seinen
Büchern wieder: Im Oktober 2014 erschien mit “Die Lichtung” der erste Krimi von
Linus Geschke im Ullstein-Verlag, in dessen Mittelpunkt der Journalist Jan
Römer steht, der gemeinsam mit seiner besten Freundin “Mütze” in einem
ungeklärten Mordfall aus den 80ern ermittelt.     Am
14.03.2016 wurde die Reihe dann mit dem zweiten Band “Und am Morgen waren sie
tot” fortgesetzt, ein dritter Teil ist bereits in Arbeit. Parallel dazu schreibt
er an einem Thriller, der im Frühjahr 2017 im Berlin-Verlag erscheinen wird.
Der
reale Zodiac ist für Linus Geschke der vielleicht faszinierendste Serienkiller
aller Zeiten: Seitdem er 2007 im Kino den David Fincher-Film „Zodiac – Die Spur
des Killers“ (hervorragend besetzt mit Jake Gyllenhaal und Robert Downey Jr.)
gesehen hat, lässt ihn der Mörder nicht mehr los. Seine Taten, die damit
einhergehende Symbolik und die Mitteilungen an Polizei und Presse sind laut
Geschke „eine fast schon perfekte Vorlage für einen Thriller, der Fakten mit
Fiktion verbindet“.
Linus
Geschke lebt in Köln und arbeitet als freier Journalist für führende deutsche
Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online, Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung und das Tauch- und Reisemagazin “unterwasser”. Mit seinen
Reportagen hat der begeisterte Anhänger des 1.FC Köln bereits mehrere
Journalistenpreise gewonnen. (Quelle: www.die-akte-zodiac.de).


Mein Interview:

Hallo Herr Geschke,
erst einmal vielen Dank vorab, dass Sie sich die Zeit für
das Interview nehmen. Wie ich Ihrer Facebookseite entnehmen konnte, waren Sie
ja gerade in Kenia. Ich habe die Fotos des Radwechsels bei 38° gesehen, da
kommt man ja schon beim Zusehen ganz schön ins Schwitzen. Fast so sehr wie bei
Ihrem Thema in Ihrem neuen Buch – Die Akte Zodiac.

Fakt ist, dass der Zodiac-Killer mich noch deutlich mehr auf
Trab gehalten hat als die Reisen, die ich mache. In der Zeit des Schreibens bin
ich mit dem Gedanken an ihn ins Bett gegangen und damit aufgestanden. So
gesehen hatten wir fast eine Art Partnerschaft – rein platonisch, natürlich.
Mit “Die Akte Zodiac” erschien ja nun schon Ihr
drittes Buch im Bereich Krimi/Thriller. Warum haben Sie sich für Thriller
entschieden?

Als Autor sollte man am besten die Art von Büchern
schreiben, die man selbst als Leser gerne lesen würde – und dies sind bei mir
nun einmal Krimis und Thriller. Neben der reinen Spannungshandlung, die immer
im Vordergrund stehen sollte, bietet einem das Genre so viele weitere
Möglichkeiten: Man kann es mit ein wenig Liebe würzen, mit Tragik, mit
zeitgeschichtlichen Informationen. Irgendwie erinnert mich das Ganze dann immer
an ein Schachbrett – nur 64 Felder, aber unendlich viele Möglichkeiten.
Der Zodiac gehört ja zu einem der berühmtesten Serienkiller
Amerikas. Was genau fasziniert Sie so sehr an diesen Menschen?  Und im Speziellen am Zodiac Killer?

Ich finde Serienkiller generell gar nicht so spannend – die
meisten davon waren in der Realität ja eher blasse, unscheinbare Typen, die
nichts mit der Faszination einer Romanfigur wie Hannibal Lector gemeinsam
hatten. Der Zodiac bildet dabei allerdings eine Ausnahme: Er hat sich ein
Markenzeichen verpasst, das Symbol. Sich einen Namen gegeben, Zodiac. Mit
Presse und Polizei kommuniziert und diese verhöhnt. Junge Liebespaare getötet.
Und vor allem: Er wurde nie gefasst. Alles zusammen macht ihn schon zu einem
Charakter, der einen nicht mehr loslässt.

Sie geben ja einige Rückblicke auf die wahren Taten des
Zodiac. Ich habe damals das Buch von Robert Graysmith gelesen und fand das
wirklich ausgezeichnet wiedergegeben. Woher haben Sie Ihre Informationen? Bzw.
wie haben Sie hier recherchiert?
Ich habe mich ebenfalls dicht an dem orientiert, was
Graysmith recherchiert hat. Dazu gibt es einige hervorragende Internetseiten
von Menschen, für die der Zodiac fast zu einer Lebensaufgabe geworden ist –
beispielsweise www.zodiackiller.com.
Außerdem sind viele der Polizei- und FBI-Akten mittlerweile frei einsehbar.
Der Zodiac war ja eh ein sehr faszinierender Fall, der
wirklich ständig zum Grübeln anregt. Mal eine reine Spekulation, haben Sie
eigene Theorien, wer der Zodiac war? Was aus ihm wurde?
Ich denke, dass Arthur Leigh Allen der Täter war. Mehr oder
weniger bin ich sogar davon überzeugt, trotz der DNA-Spur unter einer
Briefmarke eines Briefes des Zodiacs, die nicht mit Allen übereinstimmt. Aber
das waren die späten 60er und frühen 70er Jahre, da hat noch keiner drauf
geachtet, dass Spuren nicht verschmutzt werden. Selbst heute passiert das ja
noch – man denke nur an das „Phantom von Heilbronn“.
Spekulieren wir weiter: warum hat er noch jahrelang an die
Öffentlichkeit geschrieben?
Wenn wir etwas über den Zodiac wissen, dann: Er hatte ein
wahnsinnig großes Selbstdarstellungsbedürfnis, stärker noch als sein Mordtrieb.
Als dieser nachgelassen hatte, wollte er immer noch „wichtig“ sein, sollten die
Menschen immer noch „Respekt“ vor ihm haben. Aus diesem Grund hat er sich ja
auch mit Taten gebrüstet, die er gar nicht begangen hatte. Ein Selbstdarsteller
halt – vielleicht neben Jack the Ripper der Serienkiller, der das eigene
„Marketing“ am besten beherrschte.
Mittlerweile ist es ja erwiesen, dass die Polizei viele
Fehler begonnen hat bei ihren Ermittlungen? Was denken Sie, wo der größte
Fehler lag?
Ganz sicher in der mangelnden Kooperation untereinander. Ist
es nicht Wahnsinn, dass bis Mitte der 80er Jahre die eine Ermittlungsbehörde
von der anderen nicht wusste, wen sie als Hauptverdächtigen hatte und welche
Spuren vorlagen? Vallejo County, Solano County, das SFPD (San Francisco Police
Department): Da hat jeder für sich ermittelt und dem anderen nichts verraten,
um den möglichen Ermittlungserfolg selbst verbuchen zu können. Heutzutage wäre
dies undenkbar – damals scheinbar die Normalität.
Darf man in Zukunft auf weitere Fälle Ihrer Ermittler Lendt/Lamprecht/Brock
hoffen? Gibt es da schon Ideen?
Das weiß ich wirklich noch nicht. Jetzt schreibe ich erst
einmal an dem dritten Band der Jan Römer-Reihe, der im Winter 17/18 bei
Ullstein erscheint, und an einem ziemlich düsteren Thriller für einen anderen
Verlag. Generell aber könnte ich mir auch bei dem Team um Eva Lendt und Marco
Brock eine Fortsetzung vorstellen – Potential und genügend unaufgeklärte Fälle
sind sicher vorhanden.
 
Vielen herzlichen Dank an Linus Geschke und den Edel Verlag!

 

2 Gedanken zu „Interview mit Thrillerautor Linus Geschke

  1. LinaLiestHalt Antworten

    Ein tolles Interview! Ich liebe den Zodiac-Film ebenfalls und wurde nun auch noch neugierig auf das Graysmith-Buch gemacht. Da freue ich mich umso mehr auf Teil 2-4 der Akte Zodiac.
    Liebe Grüße,
    Lina

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Huhu Lina,

      ich freue mich sehr über deinen Besuch und ein dickes Dankeschön. :)

      Ich verspreche dir, du wirst noch in die Irre geführt. ^^ Mir hat die Reihe auf jeden Fall super gefallen.

      Liebe Grüße
      Silke

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