Eine zeitenübergreifende Familiengeschichte, mit dunklen Geheimissen.
Autor: Hanna Caspian
Titel: Die Kirschvilla
Format: Taschenbuch
Genre: Roman
Umfang: 480 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungstermin: 12. September 2016
Preis Buch: 9,99 €
Preis ebook: 8,99 €
ISBN-10: 3453419553
ISBN-13: 978-3453419551
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*Verlagsgruppe Randomhouse*
Die 88-jährige Pauline ist gemeinsam mit ihrer Enkelin Isabell auf dem Weg nach Köln, denn sie hat dort eine Villa direkt am Rhein geerbt, die Villa, die ihrer Familie gehört und in der sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hat. Pauline scheint jedoch nicht allzu begeistert zu sein, denn die Villa birgt düstere Geschichten, ihre Mutter starb hier bei einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg und auch sonst scheint die Villa einige düstere Geheimnisse zu wahren. August Korte, der die Villa bei einem Glücksspiel gewann, lebte in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg gemeinsam mit seiner sechköpfigen Familie hier. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, scheint ein Traum in Erfüllung zu gehen, seine Frau liebt Pferde und beginnt, diese zu züchten, er selber eröffnet eine Bierbrauerei, doch die Geschäft, in denen er verwickelt ist, sind nicht immer ganz koscher.
Die Geschichte beginnt gleich mit einem beinahe unheimlich anmutenden Prolog, der mich sofort ins Geschehen zog und auch wenn es dann erstmal ein paar Seiten ruhiger wird, entwickelt die Geschichte einen immer stärker werdenden Sog, der den Leser nicht mehr los läßt. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, wobei man schon aufmerksam bleiben muss beim Lesen, denn die Rückblicke auf die Familiengeschichte sind hier nicht immer chronologisch sondern springen schonmal gerne zwischen den Jahren hin und her. So musste ich doch so manches Mal überlegen, welche Ereignisse bereits geschahen und was sozusagen in der Zukunft liegt. Die Rückblicke werden sowohl in der Form von Tagebucheinträgen der ältesten der Korte-Geschwister, Clementine, als auch in Erzählform durch einen Erzähler wiedergegeben. Dieser Erzähler gibt auch die Ereignisse in der Gegenwart wieder, bei denen wir so nach und nach erfahren, dass das, was Oma Pauline aus ihrer Vergangenheit noch in Erinnerung zu haben glaubt, nicht immer ganz der Wahrheit entsprach. Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und sie versteht es großartig, ihre Geschichte mit viel Nachdruck zu erzählen. So wirkt die Atmospähre meist recht düster, manchmal regelrecht bedrohlich und die Spannung bleibt beinahe konstant hoch. So manch eines der Familiengeheimnisse hatte ich erahnt, allein schon auf Grund des Prologes, aber trotzdem ist es eine Geschichte, die berührt und bewegt und den Leser nachdenklich zurücklässt. Dank des Erzählers in dieser Geschichte konnte ich allen handelnden Personen zusehen und bekam noch so manch einen Eindruck, der mich wirklich erschreckte. Allerdings ließ mich das auch so manch ein Ereignis zu sehr vorausahnen und nicht jedes Geheimnis brachte mir ein Aha-Erlebnis.
Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und agieren durchaus glaubwürdig und authentisch. Da es hier um eine Vielzahl von Personen geht, wird nicht jedem Charakter Tiefgang eingehaucht, doch trotzdem hatte ich klare Bilder von den Personen vor Augen. Auch Sympathien und Antipathien lassen sich hier sehr schnell verteilen und ich habe so manches Mal mit gehofft und gebangt. Leider hätte ich mir etwas mehr Tiefgang bei den Personen der Gegenwart gewünscht, denn weder zu Isabell noch zu Julius konnte ich eine Beziehung beim Lesen aufbauen und die Beziehung, die sich zwischen den Beiden entwickelt, war nicht ganz nachvollziehbar für mich. Da gerade Isabell als recht misstrauisch beschrieben wird, die keine allzu großen Risiken eingehen kann oder will, fiel mir ihre doch sehr schnell von statten gehende Änderung etwas schwer nachzuvollziehen. Aber mir persönlich geht es gerade bei zeitenübergreifenden Geschichten so, dass ich mit einem Erzählstrang wesentlich besser klar komme und hier ist es auf jeden Fall der aus der Vergangenheit.
Eine düstere Familiensaga mit vielen Geheimnissen, die spannend und flüssig erzählt wird und für mitreißende Spannung sorgt. Leider konnte ich so manch ein Ereignis vorausahnen und hatte ein paar kleinere Schwierigkeiten, mich in die Personen der Gegenwart hineinzuversetzen. Trotzdem hatte ich spannende und unterhaltsame Lesestunden und auch die Geschichte brachte mich im Nachhinein noch einmal dazu, über das Gelesene nachzudenken. Für alle LeserInnen von zeitenübergreifenden Familiengeschichten und spannenden Romanen möche ich hier eine Leseempfehlung aussprechen.