Was für eine Protagonistin! [Rezension] Fiona – Als ich tot war von Harry Bingham

Ich habe schon Bücher mit sehr eigenartigen Ermittlern gelesen, aber Fiona ist schon sehr speziell. Lasst Euch von einer Ermittlerin überzeugen, wie Ihr sie so noch nicht erlebt habt.

Infos zum Buch:

AutorIn: Harry Bingham
Titel: Fiona Als ich tot war

Originaltitel: The strange death of Fiona Griffiths
ÜbersetzerIn: Andrea O’Brien
Format: Hardcover
Genre: Kriminalroman
Umfang: 512 Seiten
Verlag: Wunderlich
Erscheinungstermin: 22. September 2017
Preis Buch: 19,95 €
Preis ebook: 14,99 €
ISBN-10: 3805200161
ISBN-13: 978-3805200165

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Fiona Griffith ist neu auf dem Revier und somit wird sie dazu verdonnert, sich eher mit den Büroarbeiten abzugeben. Zur Zeit soll sie einen Abrechnungsbetrug in einem Möbelhaus nachgehen, doch was sie dabei findet, ist kaum zu glauben. Dieser Betrug erstreckt sich viel weiter, als man nur angenommen hat und geht sogar über Leichen. Da Fiona gerade ihren Abschluss als Undercover Detective absolviert hat, meldet sie sich dazu, im Unternehmen, das des Betrugs verdächtigt wird, als geheime Ermittlerin zu arbeiten. Doch schon während dieser Ermittlungen bemerkt sie, dass die Größenordnung des Falles noch gewaltigere Ausmaße annimmt und das die Strippenzieher hinter der Betrugsmasche eine noch viel größere Reichweite haben, als angenommen, denn es geht hier um viel Geld, um sehr viel Geld.

Bei diesem Krimi fiel mir der Einstieg nicht ganz leicht, wurde es zwar zu Beginn gleich recht spannend, flachte die Spannung erst einmal deutlich ab und der Autor verlagert sein Hauptaugenmerk mehr auf seine Protagonistin Fiona Griffith, ihrem privaten Stand, über ihre Arbeit etc. Über Fiona gibt es übrigens schon zwei weitere Bände, die in einem anderen Verlag erschienen sind, ich kann nicht beurteilen, ob ich dadurch die Protagonistin besser verstanden hätte, doch vielleicht hätte mir dies so manchen Moment erleichtert, denn Fiona ist wirklich ungewöhnlich. Dazu aber später mehr. 
Der Schreibstil des Autors ist eher knapp, fast schon minimalistisch von der Sprache her, dadurch wirkte es ein wenig abgehackt am Anfang, allerdings wurde mir, je mehr ich die Protagonistin kennenlernte, bewusst, was hinter dieser Sprache wirklich steckt. Also wie bereits erwähnt, wirkt die Sprache absolut geradlinig, ohne Schnörkel und ohne Ausschweifungen, was hier auch recht gut passt. Dabei schreibt Bingham durchaus auf einem eher hohen Niveau und der Krimi ist nicht die leichte Lektüre für zwischendurch.
Der Beginn ist noch recht spannend, danach wird es erst einmal ruhiger, doch Bingham versteht es sehr gut, seine Verstrickungen immer mehr in die Geschichte einzubauen. Ich hatte allerdings eine ganze Zeit lang Schwierigkeiten, mich mit der Protagonistin anzufreunden, ihre Handlungen waren mir zeitweise suspekt und erst nach ca. 150 Seiten wurde das Ganze mir wesentlich klarer, als Fiona Griffith mehr von sich selber Preis gab. Ab diesem Augenblick wurde auch bei mir der Schalter umgelegt und es wurde spannend, teilweise erschreckend und auch die Ereignisse nehmen immer mehr an Fahrt auf. 
Der Krimi wird in der Ich-Perspektive durch Fiona Griffith erzählt, doch dadurch lernt man sie nicht besonders gut kennen. Eine ganze Zeit lang war sie mir ein Rätsel und ich hatte den Eindruck, dass sie sich in ihrer Undercoverrolle wesentlich wohler fühlte, als in ihrem wahren Leben. Fiona spielt die Putzfrau Fiona Grey und das so gut, dass man sich zeitweise fragt, wer sie wirklich ist. Tatsächlich ist auch genau das, was sich die Protagonistin immer wieder selber fragt, denn in ihr stecken zweifellos zwei Persönlichkeiten und mit ihren Alter Ego gibt sie sich wesentlich natürlicher, als sie sich selbst in ihrem realen Leben gibt. Warum das so ist, wird hier auch sehr logisch erklärt, allerdings recht spät und ich denke, dass dieser Aspekt durch die Vorgängerbände vielleicht klarer wäre. Fiona ist durch und durch ein Unikat, sie hat Ecken und Kanten und das ohne einer dieser stereotypen „kaputten“ Ermittler zu sein. Sie wirkt kalt und unnahbar, ist dabei aber eine großartige Denkerin, die sich gerne selbst in Schwierigkeiten bringt. Allerdings besitzt sie soviel Courage, dass sie sich auch immer wieder aus schweren, fast ausweglos scheinenende Situationen herausholt. 
Die Nebencharaktere sind hier eher im Hintergrund, wobei sie durchaus ihre, für diesen Krimi wichtigen Rollen, gelungen umgesetzt spielen.

Ein sehr aussergewöhnlicher Krimi, vor allem dank seiner Protagonistin Detective Fiona Griffiths, die wirklich eizigartig ist. Der Schreibstil ist sehr schnörkellos, aber da hier Fiona erzählt, passt dieses perfekt, denn Bingham schreibt so, wie Fiona dem Leser herüberkommt. Das Buch ist keine leichte Lektüre für zwischendurch, doch erst einmal eingelesen, wird es doch zu einem Pageturner. Der Fall ist sehr glaubwürdig und in unserem Zeitalter denkbar, so dass dieser wirklich gelungen ist. Für Krimiliebhaber mit eher hohen Ansprüchen eine klare Leseempfehlung.

8 Gedanken zu „Was für eine Protagonistin! [Rezension] Fiona – Als ich tot war von Harry Bingham

  1. Aleshanee Tawariell Antworten

    Huhu!

    Das hört sich ziemlich cool an :D
    Allerdings sind die zwei weiteren Bände ja dann Vorläufer oder? Also nicht die Fortsetzung nach diesem hier? Ich muss ja sowas immer der REihe nach lesen, das ist bei mir schon so eingeimpft *lach*
    Deshalb werd ich mir erstmal den ersten dazu anschauen, vielleicht kommt er auf die Wunschliste :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

  2. Silly Autor des BeitragsAntworten

    Huhu Aleshanee,

    ja, das sind zwei Bände, die schon vor einiger Zeit im Blanvalet veröffentlich wurden. Ich habe ja immer das Talent, immer mitten in den Reihen einzusteigen. ^^ Dafür habe ich hier dann wohl auch etwas Zeit gebraucht, um mich an die Protagonistin zu gewöhnen. Dann habe ich bei Goodreads etwas geforscht und herausgefundet, dass es da wohl noch zwei weitere Bände zu gibt, in denen man auch mehr zur Persönlichkeit Fionas erfährt. Ansonsten könnte man das Buch auch unabhängig lesen, aber ich bevorzuge eigentlich auch die richtige Reihenfolge. Man erfährt hier auf jeden Fall, wer diese Ermittlerin ist, bzw. warum sie so eigenwillig ist. ;)

    Liebe Grüße
    Silke

  3. Nisnis Bücherliebe Antworten

    Liebe Silke,

    ich habe den Krimi Fiona ähnlich empfunden wie du. Der Einstieg war recht holperig, aber Fionas Persönlichkeit konnte mich dann doch noch etwas fesseln.

    Gern werde ich deine Rezension unter meiner verlinken.

    Liebe Grüße

    Anja

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo liebe Anja,

      ja, so ging es mir auch, ich hatte am Anfang extrem das Gefühl, dass mir da etwas fehlt und letzten Endes waren es ja auch zwei Bücher. ;) Allerdings kann ich, da ich diese nicht kenne, nicht nachvollziehen, ob mir hier der Einstieg sonst leichter gefallen wäre.

      Ganz lieben Dank fürs Verlinken. :D

      Liebe Grüße
      Silke

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo Daniela,

      dankeschön. *lach* Ich wollte so viel über dieses Buch loswerden und das, ohne zum Inhalt zu viel zu sagen und das war hier gar nicht so leicht. :)

      Liebe Grüße
      Silke

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