Gesellschaftskritik einmal anders [Rezension] Die Kinder von Wulf Dorn

Ein Buch, das schockiert und doch auf seine ganz eigene Art Augen öffnet und Wahrheit spricht.

Infos zum Buch:

AutorIn: Wulf Dorn
Titel: Die Kinder
Format: Hardcover
Genre: Thriller
Umfang: 320 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungstermin: 04. September 2017
Preis Buch: 16,99 €
Preis ebook: 13,99 €
ISBN-10: 3453270940
ISBN-13: 978-3453270947

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Als der Kinderarzt Patrick Landers auf dem Weg in das kleine Dorf ist, in dem seine Exfrau mit seiner Tochter ein paar Tage Ruhe finden soll, entdeckt er ein verunglücktes Auto am Straßenrand. Fahrerin des Wagens: seine Schwägerin Laura Schrader, während er versucht, herauszufinden, was passiert ist, macht er eine schreckliche Entdeckung im Kofferraum und verlässt verstört die Unfallstelle, während seine Schwägerin zurückbleibt. Doch sie wird gerettet und im Krankenhaus soll der Psychologe Robert Winter herausfinden, was passiert ist, denn die Polizei steht vor einem Rätsel. Dann beginnt Laura Schrader zu erzählen und Winter ist mehr als erstaunt, über die Geschichte, die ihm die junge Frau erzählt. Jetzt ist es an ihm, zu unterscheiden, was Wahn und was Wahrheit ist.

Da ich bereits einige der Bücher des Autors Wulf Dorn gelesen habe, war ich mächtig gespannt auf diesen neuen Thriller und wenn ich ehrlich bin, bleibe ich mit einer Mischung aus Entsetzen und Nachdenken zurück, denn das was Dorn hier geschrieben hat, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich kenne seine Bücher mit einer Mischung aus Psychothrill und Spannung und auch dieses hier brachte das durchaus, doch durch die Gesellschaftskritik, die er hier aufbringt und mit der absolut Recht hat, lässt er mich auch mit einer Gänsehaut zurück. Es ist sehr schwer, hier die Meinung einzubringen, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten, doch er bringt hier Ereignisse aufs Tapet, die leider nur allzu real sind, dabei verpackt er diese mit einer Mischung aus Psychothrill und Horror und lässt den Leser bis zum Ende im Unklaren, ob es hier Wahn oder Wahrheit ist.
Der Schreibstil ist absolut flüssig und fesselnd und das gleich vom ersten Augenblick an. Sprachlich bleibt er gut verständlich und sorgt dadurch nur noch einmal mehr dafür, dass der Leser schockiert wird. Er lässt seine Protagonistin Laura Schrader dem Psychologen rückblickend erzählen, was vor dem Unfall geschehen ist und während man zuerst noch rätselt, was das soll, bekommt man sehr schnell Antworten, die man so gar nicht erwartet oder hören will. 
Der Beginn ist sehr spannend und zieht den Leser gleich in die Geschichte und macht dann auch gleich extrem neugierig, was denn da passiert ist. Doch Dorn bremst erst einmal den Leser und beginnt langsam die Geschichte aufzubauen. Die Spannung steigt und mit ihr auch die schockierenden Momente. Zum Schluss gibt es auch noch die ein oder andere Szene, die nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Leser ist, aber doch auch im Rahmen bleibt. So ist dieses Buch aber auch sehr schwer einem einzigen Genre zuzuschreiben: Mystery passt nicht ganz, wenn es durchaus auch mysteriöse Momente gibt. Horror? Auch nicht ganz passend, wenn es auch letzten Endes eine Horrorvorstellung wäre. Thriller? Auch das nicht komplett, denn ein klassischer Thriller oder Psychothriller, wie man sie von dem Autor kennt, ist es auch nicht. Eine Mischung aus all dem und dazu noch eine große Portion Kritik an der Gesellschaft, er verbindet Realität mit einer erschreckenden Fiktion und macht damit nachdenklich.
Die Geschichte wird in erster Linie aus der Perspektive von Laura Schrader erzählt, dabei aber in der dritten Person, so dass man sich der Protagonistin gar nicht zu sehr annähert. Viel mehr bleibt man hier als Beobachter des Ganzen, so wie auch der Psychologe Winter, der ihr hier zuhört, hört man der jungen Frau zu. Zwischendurch bekommt man Erlebnisse von Kindern aus anderen Teilen der Welt und rätselt auch da, was es damit auf sich hat. Doch alles findet eine gut erklärte Lösung je mehr der Leser erfährt.
Die Personen der Geschichte bleiben hier überschaubar und wenn sie auch von ihrem Charakter her nicht viel Tiefgang haben, so bleiben sie doch soweit vorstellbar, dass man ein klares Bild erhält. Letzten Endes sind es nämlich Personen wie du und ich, die hier eine erschreckende Geschichte erleben und somit ist es eine Mischung aus Fiktion, die auf eine leider nur allzu wirkliche Realität trifft.

Vor dem Lesen des Buches habe ich einige Kritiken zu der Geschichte gelesen, die aber vielmehr in die Richtung gehen, dass es hier kein „typischer“ Dorn Thriller ist und auch sonst eher eine Mischung aus verschiedenen Genre beinhaltet. Auch der Klappentext würde in die Irre führen, ja, mag sein, doch viel mehr würde auch viel mehr über die Aussage des Buches verraten. Ich hoffe, ich bin hier immer noch oberflächlich genug geblieben, um nicht zu viel zu verraten. Mich konnte der Autor durchaus überzeugen mit seiner Geschichte, wenn mir vielleicht auch lieber gewesen wäre, mehr Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, bin ich doch letzten Endes froh, dass es so ist, wie es ist. Schreibstil, Spannung, schockierende Momente und Kritik an unserer Gesellschaft brachten mir spannende Lesestunden und lassen mich immer noch nachdenken. Wer einfach mal ohne jegliche Erwartung ans Lesen geht, wird hier sehr wahrscheinlich positiv überrascht sein. Ich gebe meine Leseempfehlung.

6 Gedanken zu „Gesellschaftskritik einmal anders [Rezension] Die Kinder von Wulf Dorn

  1. Nisnis Bücherliebe Antworten

    Liebe Silke,

    dieses Buch spaltet die Lesermeinungen. Es gibt viele, sehr differenzierte Rezensionen zu Dorns Werk. Allein das ist schon ein Grund für mich, mich selbst auf Entdeckungsreise zu begeben. Ich habe bisher noch kein Buch des Autors gelesen, wäre also dahingehend recht unvoreingenommen, aber mich stören ein wenig die Kritiken, die kein gutes Blatt an dem Roman lassen und so bleibe ich zunächst einmal hin- und hergerissen.

    Vielen Dank für deine Rezension, die mir einen positiven Eindruck hinterlässt und mich dennoch im Ungewissen lässt.

    Viele liebe Grüße

    Anja

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Anja,

      ja, das ist wohl wahr, ich habe auch schon einige negative Leserstimmen dazu gelesen, oftmals mit der Kritik, dass man es nicht mit den alten Werken vergleichen kann. Ich bin da aber eh der Meinungen, dass man Bücher, auch vom selben Autoren, durchaus unabhängig voneinander lesen sollte und nicht vergleicht. Genau so wurde kritisiert, dass es platt ist, allerding könnte ich mir vorstellen, wenn er dieses Thema subtiler verarbeitet hätte, wäre es gar nicht bei jedem durchgedrungen, auf was er hier hinweisen möchte. Es ist auf alle Fälle leicht und kurzweilig zu lesen und ich fand es von der Umsetzun gelungen. :)

      Liebe Grüße
      Silke

  2. HibiscusFlower Antworten

    Hallo liebe Silke ;-)
    Ich habe bisher nur "Trigger" von dem Autor gelesen und dies ist ja nun schon ein Weilchen her. Ich musste jetzt bei LB die eine oder andere Meinung dazu lesen, nachdem du die Kritiken erwähnt hast. Dieses Buch ist wohl eher nichts für mich, denn bei Kindern bin ich doch etwas sensibel.
    Danke für dein tollen Einblick.
    Liebste Grüße, Hibi

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo liebe Hibi,

      ja, Trigger fand ich damals auch sehr gut umgesetzt und da merkt man durchaus, dass Wulf Dorn einst Psychotherapeuth war.

      Bei Kindern, bzw. bei Büchern, in denen es um Gewalt gegen Kinder geht, bin ich auch sehr skeptisch, da ich selber auch Mama von zwei Kindern bin. Ich verstehe deine Bedenken da absolut. Wobei Dorn hier sein Anliegen auf der einen Seite platt herausposaunt, auf der anderen Seite aber keine Details erzählt. Ich fand genau diese Mischung richtig gut, denn er zeigt da auf viele Misstände, die von der Gesellschaft doch weitestgehend ignoriert werden.

      Sehr gerne. :)

      Liebe Grüße
      Silke

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