Düstere Atmosphäre durch und durch [Rezension] Die Schwere des Blutes von Laura McHugh

Was für ein Debüt! Ganz anders als erwartet, aber überraschend gut!

Infos zum Buch:

Autor: Laura McHugh
Titel: Die Schwere des Blutes
Genre: Thriller
Format: Paperback
Umfang: 512 Seiten
Verlag: Limes
Erscheinungstermin: 27. Juni 2016
Preis Buch: 14,99 €
Preis ebook: 11,99 €
ISBN-10: 3809026433
ISBN-13: 978-3809026433

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*Verlagsgruppe Randomhouse*

Willkommen in Henbane, dem kleinen Ort mitten in den Bergen Missouris. Ein Ort mit gerade einmal 700 Einwohnern, vielen Geheimnissen und einem ungesundem Misstrauen allen und allem Fremden gegenüber. Henbane ist auch der Ort, in dem Lucys Mutter Lila vor beinahe 16 Jahren spurlos verschwand, eine junge Frau, die nicht aus Henbane stammte und in dem kleinen Ort für viel Aufregung sorgte. Als plötzlich 16 Jahre später Lucys geistig behinderte Freundin Cherie spurlos verschwindet, vermuten alle, dass sie durchgebrannt ist, denn mit ihrer Mutter hatte sie es nicht leicht. Doch ein Jahr nach ihrem Verschwinden findet man Cheries zerstückelte Leiche in einen hohlen Baumstamm gestopft. Spuren zum Täter sucht man vergebens. Lucy hingegen beginnt das schlechte Gewissen zu quälen, denn Cherie war ihr eigentlich eher lästig und Cherie hat Lucy verehrt. Wenn sie sich mehr um Cherie gekümmert hätte, wäre sie dann noch am Leben? Heimlich beginnt Lucy Nachforschungen anzustellen und stößt dabei auf Geheimnisse, die nicht nur mit Cherie zusammenhängen. Gibt es Parallelen zum Verschwinden der eigenen Mutter? Warum sagt ihr niemand genaueres, was damals passiert ist? Denn eines ist klar, hier weiß so manch einer mehr, als er zugibt.

Gleich vorweg: wow, dieses Debüt hat mich wirklich fesseln und beeindrucken können. Dabei legt die Autorin Laura Hugh hier nicht den Schwerpunkt auf das wirklich grausige Verbrechen, sondern viel mehr auf Lucys Nachforschungen, die nicht nur die Gegenwart betreffen. Die Beschreibungen von Orten und Personen sind so präzise, dass ich durchweg passende Bilder des Settings und der Charaktere vor Augen hatte. Der Schreibstil ist flüssig, aber nicht unbedingt einfach, denn hier wird viel Wert auf die Atmosphäre gelegt. Es gibt in der Erzählung nicht nur Zeitsprünge, sondern auch Perspektivenwechsel, die zusätzliche Aufmerksamkeit des Lesers fordern. Eingeteilt ist das Buch in drei große Abschnitte und in dem ersten davon erfahren wir, abwechselnd erzählt aus den Sichten von Lucy und ihrer Mutter Lila. In den beiden folgenden Abschnitte gibt es auch die Ansichten verschiedener Nebencharaktere, die durchaus mehr wissen, als sie Lucy erzählen. So erfährt man als Leser so nach und nach kleinere Details und wird selber immer misstrauischer. Das Lesen fordert dabei, wie schon gesagt, aber absolute Aufmerksamkeit, ansonsten entgeht einem schnell einmal etwas, was wichtig sein könnte. Nun mag das ganze für den ein oder anderen langatmig klingen, aber in mir hat es immer mehr Neugierde geweckt. Gleichzeitig schafft die Autorin mit ihrem gewählten Setting und auch durch die Beschreibungen der Personen eine durchweg düstere, beinahe schon schaurig anmutende Atmosphäre. Ich habe vor kurzem hierzu den Vergleich zu der Serie Twin Peaks gelesen, bei der es auch diese Stimmung gab. Wer diese Serie noch kennt, wird wissen, wovon ich rede, ich hatte damals auch immer dieses beklemmende, unheimliche Gefühl, das ich auch beim Lesen dieses Buches hatte. Denn dadurch, das Henbane so abgeschottet vom Rest der Welt liegt, folgt es durchaus noch seinen eigenen Regeln und hier gilt gerne einmal der Satz „Blut ist dicker als Wasser“, womit dann auch der Titel sehr gut erklärt wird. 
Die Charaktere wirken wie geschaffen für diesen Ort und unterstreichen noch einmal die Glaubwürdigkeit des Geschehens. Lila wirkt hier so frisch und anders, dass man keineswegs Zweifel bekommt an der Abneigung und dem Misstrauen, den so manch ein Dorfbewohner ihr gegenüber hegt. Ich für mein Teil konnte mich hier noch am besten in Lila versetzen und fühlte absolut mit ihr. Ihrer Tochter Lucy hingegen merkt man sehr deutlich an, dass sie in diesem abgelegenen Ort aufgewachsen ist. Zwar ist sie rein optisch das Abbild ihrer verschwundenen Mutter, aber ich hatte bei ihr durchweg das Gefühl, dass sie nach Henbane gehört. Auch die Nebencharaktere verpassen dem Ganzen noch einmal diese Düsternis und ich muss zugeben, dass ich hier so gut wie Niemandem Vertrauen geschenkt hätte.

Düstere, beinahe schaurig anmutende Atmosphäre und ein Setting, das dazu absolut perfekt gewählt wurde, konnten mich an das Buch fesseln. Zwar muss man durchaus konzentriert lesen, da wechselnde Perspektiven und Zeitsprünge ihre Aufmerksamkeit fordern, trotzdem war ich wie gebannt von der Geschichte. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen und konnte nicht passender sein und auch die Charaktere haben mich völlig überzeugt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es irgendwo einen Ort wie Henbane gibt. Wer allerdings blutrünstige Action bevorzugt, ist hier nicht unbedingt richtig, denn das Hauptkriterium dieses Buches liegt in seiner ganzen Atmosphäre. Mich konnte die Autorin völlig packen mit diesen ungewöhnlichen Thriller, dass ich sehr gerne fünf von fünf Sternen vergebe.

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