Leider absolut nicht meine Geschichte [Rezension] Der Klang der Erinnerung von Anna Smaill

Ein optisches Highlight, mit dem Inhalt hab ich mich allerdings sehr schwer getan

Infos zum Buch:

AutorIn: Anna Smaill
Titel: Der Klang der Erinnerung 
ÜbersetzerIn: Katharina Hinderer
Format: Hardcover
Genre: Dystopie
Umfang: 352 Seiten
Verlag: Arctis Verlag
Erscheinungstermin: 08. September 2017
Preis Buch: 22,00 €
Preis ebook: 16,99 €
ISBN-10: 3038800066
ISBN-13: 978-3038800064

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Nach einem Bürgerkrieg ist London zweigeteilt, die Armen in den Slums, die Reichen in ihrem eigenem Bereich der Elite. Ein ständiges Klangspiel nimmt den Menschen die Erinnerungen, mancher trägt sie in Form von Gegenständen mit sich, um überhaupt noch an etwas zu denken. Doch eigentlich soll dies niemand mehr machen. Vögel gibt es nicht mehr, genau so wenig wie Bücher, die Menschen halten Worte für Chiffren, sie denken in musikalischen Begriffen, nicht mehr in Worten. Simon ist auf dem Land groß geworden, doch auch hier herrscht Not. Als seine Mutter nach einer Krankheit verstirbt, geht er ihrem Rat folgend in die Stadt. Dort soll er eine Frau suchen, die in der Lage sein soll, ihm zu helfen. Doch die Frau behauptet nichts davon zu wissen. Simon schließt sich einer Gang von Straßenkindern an, deren Anführer Lucien voller Geheimnisse scheint.
Dieses Buch besticht durch seine Optik auf ganzer Linie und auch der Klappentext klang spannend und vielversprechend. Doch ich muss zugeben, dass ich mit diesem Buch leider große Probleme hatte. Anna Smaill macht dem Namen des Buches alle Ehre, denn sie beschreibt Empfindungen und Ereignisse oft mit musikalischen Begriffen, die mir als Laie aber leider so gar nichts sagten. Hier musste ich nicht nur einmal Google befragen, um halbwegs zu verstehen, was sie mir sagen wollte. Auch ihr Schreibstil machte es mir nicht einfach, zwar hat man beim Lesen den Eindruck, einen bestimmten Klang zu hören, beinahe einer Melodie zu folgen, doch genau dies machte es mir schwer, dem Inhalt zu folgen und das Lesen gestaltete sich zäh und langatmig.
Auch fühlte es sich über weite Strecken einfach so an, als würde nichts passieren. Allein bis ich wusste, wer der Protagonist ist, vergingen ca. 60 Seiten. Zwar bleibt sie dadurch absolut ihrer Grundidee, nämlich der Anonymität treu, konnte mich aber nicht fesseln. 
Die Welt, die die Autorin erschafft, wirkt karg, trostlos und leer. Zwar gab es hier durchaus Momente, in denen ich mir vorstellen konnte, wie alles aussah, aber trotzdem blieb mir die Welt zu farblos. Ich mag es einfach, wenn Bilder im Kopf entstehen, aber dies gelang mir hier leider nicht. 
Die Geschichte wird durch einen personellen Erzähler wiedergegeben, der die Perspektive des Protagonisten schildert. Aber auch dieser schaffte es nicht, mir die Geschichte oder die Charaktere näher zu bringen. Ich hatte einfach den Eindruck immer auf Abstand und Distanz zu bleiben. So richtig vorstellbar wurde mir das Ganze nicht und leider muss ich auch zugeben, dass ich immer wieder Probleme hatte, der Geschichte zu folgen. Immer wieder musste ich nachschlagen, worum es hier geht, weil ich beim Lesen völlig gedanklich abdriftete. 
Wie mit der gesamten Geschichte hatte ich auch mit den Charakteren Schwierigkeiten. Zwa ist das irgendwo schon gelungen, dieses Gefühl ohne Erinnerung einzufangen und doch wurde ich mit dem Protagonisten Simon nicht warm. Mir fehlte das Mitfiebern und Hineinversetzen, ich beobachte einen für mich blassen Umriss einer Gestalt, deren Handlungen mir fremd erschien. Neben Simon spielt Lucien eine wichtige ROlle, dieser war tatsächlich nach und nach greifbarer und je mehr sich zwischen den Beiden eine Freundschaft entwickelte, wurde es etwas nachvollziehbarer. Aber halt auch das nicht permanent und einer Linie folgend.

Eine Geschichte, die in den Grundzügen toll klingt, deren Umsetzung aber wohl nicht jeden Geschmack trifft. Ich kann mir gut vorstellen, dass es manch einem gefällt, diese melodische Sprache zu „lauschen“. Mir aber war dies zu zäh und anstrengend und ich konnte mich nicht in die Geschichte versetzen. Oftmals hatte ich den Eindruck, dass ein guter Ansatz kommt, der aber dann im Sande verlief. Wer Interesse an der Geschichte hat, dem rate ich zu einer Leseprobe, ob es etwas für ihn ist, denn Schreibstil und Umsetzung sind schon sehr speziell.

8 Gedanken zu „Leider absolut nicht meine Geschichte [Rezension] Der Klang der Erinnerung von Anna Smaill

  1. Claudias Bücherhöhle Antworten

    Hey, Silke,

    bin ich jetzt aber froh, dass es mir nicht alleine so erging… Ich hatte ja auch große Probleme mit dem Buch und Google wurde mein bester Freund;) Und das hat ja nun wirklich nichts mit Dummheit zu tun – es ist einfach viel zu speziell und damit auch total ermüdend, oder? Du hast es sehr schön beschrieben und ich habe mich wieder finden können – danke!

    Dir noch einen schönen restlichen Feiertag und lg,
    Claudia :)

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hey Claudia,

      ich habe mich gerade auf den ersten 100 Seiten da durchgequält, nicht nur, dass ich ständig Begriffe googeln musste, ich musste sie auch mehrfach googeln, weil ich die Bedeutung wieder vergessen hatte und danach war ich dann wieder komplett aus der Geschichte. ^^ Also, du bist absolut nicht alleine.

      Dankeschön! :D

      Liebe Grüße
      Silke

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo Martina,

      ich fand, neben den vielen Begriffen, die ich nicht kannte, auch den Schreibstil leider sehr anstrengend. Ich habe aber schon ein paar Rezensionen gelesen, denen das sehr gut gefiel. Eigentlich sehr schade, denn die Grundstory klingt nach etwas erfrischend anderem.

      Liebe Grüße
      Silke

  2. Lex Antworten

    Hi Silke,

    das klingt ja wirklich sehr speziell und nach einem regelrechten Kampf mit dem Buch. Aber so wie du es beschreibst kann ich es absolut verstehen.
    Tapfer, dass du es trotzdem nicht abgebrochen hast. Vielleicht nur etwas für sehr musikbegabte Menschen? Und auch dann wohl immer noch sehr speziell. Danke für deine ehrliche Einschätzung.
    Liebe Grüße
    Alex

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hey Lex,

      speziell trifft es hier sehr genau. Mir fiel es auf Grund des Schreibstils einfach schwer, mich auf den Text zu konzentrieren und dann merkte ich immer wieder, dass ich irgendetwas überlesen habe.

      Ich habe das Buch in einer Leserunde auf Lovelybooks gelesen, ich glaube, ich hätte es sonst nicht bis zum Ende durchgehalten. ^^

      Sagen wir so: ein Musikkenner hätte die Begriffe den dazu gehörenden Bildern, die die Autorin verwendete, eher zuordnen können. Ich musste dafür googeln. :)

      Liebe Grüße
      Silke

  3. Daniela von Buchvogel Antworten

    Hallo Silke,
    ich musste mit diesem anonymen Stil erst sehr kämpfen, bis mir klarwurde, dass dieses Stilmittel das eingeschränkte Erinnerungsvermögen Simons wiedergibt. Wir wissen genauso wenig wie er und erst mit der Zeit setzen wir gemeinsam mit ihm die Erinnerungen zusammen.
    Ja, wirklich mal etwas anderes…
    Ich habe diesen Beitrag bei meiner Rezension verlinkt.
    Grüße – Daniela

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Hallo Daniela,

      ich hab mich extrem schwer getan mit diesem Stil und leider konnte ich so gar keinen Bezug dazu finden.

      Danke fürs Verlinken. 😊

      Liebe Grüße
      Silke

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