Gelungener Einblick in die Vergangenheit [Rezension] Heldenflucht von Jan Kilman

Das Buch liefert einen guten Einblick in das Leben nach dem ersten Weltkrieg.

Infos zum Buch:

AutorIn: Jan Kilman
Titel: Heldenflucht
Format: Taschenbuch
Genre: Roman
Umfang: 512 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungstermin: 13. März 2017
Preis Buch: 9,99 €
Preis ebook: 8,99 €
ISBN-10: 345343837X
ISBN-13: 978-3453438378

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*Verlagsgruppe Randomhouse*

Der erste Weltkrieg ist zu Ende, die Menschen leiden unter Hungersnöten und warten sehnsüchtig auf die Kriegsheimkehrer. Auch in dem kleinen Ort Kirchbach, mitten in der malerischen Eifel, gibt es immer weniger Lebensmittel für die Menschen und auch sonst werden die Nöte größer. Agnes Papen, einst Kriegsberichterstatterin, ist zu Besuch bei ihrem Onkel. Als dieser erkrankt, sucht sie verzweifelt Hilfe, zuletzt bei dem aus dem Krieg heimgekehrten Arzt Hermann Brosch, der seitdem als äußerst verschroben gilt. Wider Erwarten gelingt es Agnes, den Arzt zur Hilfe zu überzeugen und ihr Onkel beginnt zu genesen. Doch irgendetwas scheint in dem kleinen Dorf nicht zu stimmen, der junge Franz findet mitten im Wald eine Leiche, Agnes Onkel verschwindet spurlos und ein stummer französischer Soldat taucht auf. Hat er etwas mit den Vorkommnissen zu tun?

Der Einstieg beginnt recht spannend und dem Autor gelingt es sehr schnell, mit seiner Geschichte zu fesseln. Der Schreibstil ist leicht, sehr flüssig und leicht verständlich, da es sprachlich schnörkellos bleibt. Auch sonst war es hier recht unvorhersehbar und die Geschichte durchaus spannend. Allerdings muss ich zugeben, dass hier das Cover und auch der Klappentext ein wenig irreführend sind, denn auf den ersten Blick wirkt das Buch wie ein Krimi aus den zwanziger Jahren und auch der Klappentext lässt an ein Buch in Richtung Krimi denken. Doch es ist eher ein Roman, der sehr gut das Leben der Menschen nach dem ersten Weltkrieg widerspiegelt und das auch gelungen und glaubhaft, es verschwinden hier Menschen und auch sonst passiert so einiges.
Das Setting, das kleine Eifeldorf, wurde recht lebendig und allein dadurch, dass es gar nicht so weit von mir entfernt ist, konnte ich es mir schnell vorstellen. 
Interessant fand ich die Idee der Briefe und der Ausschnitte zum aktuellen Zeitgeschehen, die das Buch noch ein wenig realistischer werden ließ. Zumal der Autor seine Briefe an reale Sodatenbriefe anlehnt. Diese konnten mich oft berühren und zeigten einmal mehr, wie unnötig, grausam und brutal Kriege sind.  
Was mir nicht ganz so gut gefiel, waren die vielen unterschiedlichen Perspektiven des Buches, denn der Autor beschränkt sich nicht nur auf ein oder zwei Protagonisten, sondern verteilt diese Rolle gleich auf diverse Dorfbewohner. Mit dem personellen Erzähler in der dritten Person springen wir hier kapitelweise mit wechselnden Charakteren durch das Geschehen. Mal erleben wir den Krämer, mal eine Magd, dann wieder Agnes oder den Arzt, aber auch Franz, der junge Mann aus dem Dorf kommt zur Sprache und plötzlich taucht noch eine Person aus, von der wir nicht wissen, wer es ist und nur dessen verwirrende Gedanken kennenlernen, zwischendurch dann noch die Briefe und Zeitungsausschnitte. Mir war das einfach ein wenig zu viel und zu schnell, denn die Kapitel sind teilweise recht kurz gehalten und kaum hatte man sich auf eine Perspektive eingelassen, gab es schon wieder eine neue. Hier hätte es mir viel besser gefallen, wenn der Fokus auf weniger Personen gefallen wäre, denn es machte dadurch ein etwas zu gut gemeinten und überladenen Eindruck. Doch tatsächlich gelingt es dem Autor, das ganze Geschehen sinnvoll aufzulösen und fast alle offenen Fragen zu beantworten.
Die Charaktere waren mir, allerdings auch auf Grund der Vielzahl, einfach mit zu wenig Tiefgang ausgestattet und ich hatte, bis auf Franz, von keinem den Eindruck, ihn oder sie näher kennenzulernen. Dementsprechend konnte ich auch nur wenig Mitgefühl aufbringen und fühlte mich hier mehr wie ein Beobachter der Bewohner. Einzig Franz, der hier als ein wenig zurückgeblieben beschrieben wird, machte auf mich einen guten Eindruck, denn hinter diesem Jungen steckte so einiges mehr und er schien mir hier fast noch der cleverste Dorfbewohner zu sein.

Ein Buch, dass die Zeit nach dem Weltkrieg durchaus gelungen spiegelt, man merkt durchaus, dass der Autor gut recherchiert hat und sich viel Mühe mit den damals aktuellen Ereignisse und die Einbindung dieser in seinem Roman gegeben hat. Es war wirklich sehr gut geschrieben und sorgte für eine spannende Unterhaltung. Lediglich die Vielzahl der Charaktere und der damit fehlende Tiefgang dieser haben mich ein wenig gestört. So blieben die meisten der Personen eher blass und oberflächlich und ich blieb hier mehr Beobachter der Situation. Wer einen historischen Roman mit viel Spannung sucht, ist allerdings hier gut aufgehoben.

2 Gedanken zu „Gelungener Einblick in die Vergangenheit [Rezension] Heldenflucht von Jan Kilman

  1. Nisnis Bücherliebe Antworten

    Liebe Silke,

    nun habe ich meine Rezension endlich geschrieben und darf deine ungezwungen lesen. Gerne verlinke ich sie.

    Mich störten die doch etwas zu blassen Charaktere. Etwas mehr Pfeffer wäre schön gewesen, aber der Autor verspricht Potenzial.

    Viele liebe Grüße Anja

    • Silly Autor des BeitragsAntworten

      Liebe Anja,

      erstmal herzlichen Dank fürs Verlinken. <3

      Ich kann dir hier bei den Charakteren absolut zustimmen, denn es waren auch gleich so viele, dass man sich in keinen richtig hineindenken konnte.

      Ich denke auch, dass ich noch einmal zu einem Buch des Autors greifen werde.

      Liebe Grüße
      Silke

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